Seit über 30 Jahren schon lebt der 1953 in Blankenburg am Harz geborene Maler und Grafiker Dieter Ladewig in Magdeburg.
Die Zwischenspiele in Cottbus und zum Studium der Theatermalerei in Dresden machen nur wenige Jahre aus.
Langsam und unbemerkt, weil äußerlich nicht sichtbar, gehört der Maler und Grafiker Dieter Ladewig zu den Älteren in der Magdeburger Kunstszene. Zwar lebte und arbeitete er zwischendurch auch in Schönebeck, Barleben und Rübeland, aber in Magdeburg war er immer mit seiner Kunst präsent.Sein Atelier bietet an den Wänden dicht an dicht gehängte Werke des Künstlers aus verschiedenen Zeiten. Freie Flächen: Fehlanzeige. Seitlich aufgereiht finden sich Regale und Tische voller Malutensilien in Flaschen, Eimern, Büchsen und Tuben. Hier und da sind auch Plastiken eigener Produktion zu sehen und Fundstücke, die auf Weiterverarbeitung hoffen. Der große Grafikschrank ist mehr als gefüllt mit dem Œuvre auf Papier aus drei Dezennien.
Mit gut 60 eigenen Ausstellungen hat sich Ladewig von Warnemünde über Berlin, Cottbus und Leipzig und nach 1990 auch in Hannover, Hamburg, Göttingen, Köln, Berlin und Hildesheim bis Stuttgart ins Gespräch gebracht. Seine Arbeiten waren als Ausstellungsbeteiligungen in Köln, Trier und Düsseldorf und auch in Hanoi, Paris und New York zu sehen.
In Magdeburg zählen wir allein seit 1982 über 20 Ausstellungen an unterschiedlichsten Orten wie die Klubgalerie im Kulturbund, seine erste Ausstellung überhaupt, dem Kloster Unser Lieben Frauen, der Inselgalerie, dem MDR, der AOK, dem Innenministerium, der Feuerwache und natürlich der Galerie Himmelreich, dem vom Künstlerverband initiierten und inzwischen sehr beliebten Ausstellungs- und Kunsthandelsplatz. Eben diesem Verband Bildender Künstler gehört er seit 1978 an.
Seine Vielseitigkeit, die gegenständliche wie abstrakte Bilder in den unterschiedlichsten Techniken einschließt, hat ihm viel Zuspruch eingebracht, auch wenn er in den 1980er-Jahren beargwöhnt wurde, wenn er mit ungewöhnlichen und sehr eigenwilligen Installationen auf sich aufmerksam machte.
Arbeiten von Dieter Ladewig im öffentlichen Raum finden sich in vielen Städten Deutschlands und Arbeiten im öffentlichen Besitz sind in zahlreichen Museen und anderen Instituten zu finden.Zweimal erhielt Dieter Ladewig den Sachsen-Anhaltiner Kunstpreis der Stadtwerke in Haldensleben und die Stipendien in Wiepersdorf und Röderhof, beide finanziert vom Land Sachsen-Anhalt, bzw. das Wilhelm-von-Kügelgen-Stipendium der Stadtsparkasse Elbe-Saale Bernburg gaben ihm neue Arbeitsimpulse.
Wichtig für den Künstler sind aber auch Begegnungen mit Kollegen aus aller Welt, die er zumeist auf internationalen Ausstellungen wie ElbART, NordART oder NATUR und MENSCH trifft oder auch auf Symposien und Pleinairs.
Dieter Ladewig gehört aber nicht zu jener Spezies, die solcherlei Erfolge auf einem Transparent vor sich her tragen. Natürlich freut er sich über solcherart Anerkennung, bleibt aber immer bescheiden im Hintergrund und lässt seine Kunstwerke sprechen. Eher stellt er sich und seine Arbeit in Frage, um daraus wieder neue Kraft für künstlerische Prozesse zu schöpfen. „Ich greife zum Pinsel, um etwas von mir sichtbar zu machen, um meine Gefühle zu sortieren“, sagte er einmal in einem Ateliergespräch. „Damit erreiche ich auch andere Leute. Mein Seelenchaos scheint von allgemeiner Tendenz zu sein. Je älter man wird, desto schwieriger werden die Dinge, weil man sie zu oft hinterfragt.“
Hauptsächlich bekannt geworden ist er mit ganz traditionellen Ölbildern auf Leinwand, was nicht heißt, dass er nicht auch andere Techniken bis hin zur Plastik und Installationen meisterlich beherrscht. Oft hat der Betrachter den Eindruck, dass der Maler die Farbe zum alleinigen Bildgegenstand erhebt. Die Eigenwirkung und Funktion der Farbe steht im Mittelpunkt dieser Malerei. Die Klänge der Farbe werden „hörbar“ und die psychische Energie der Farbe wird Mittelpunkt des sinnlichen Erlebens für den Schöpfer, wie auch den Rezipienten. Rhythmische Gliederungen erhöhen die Musikalität der Ladewig-Bilder.
Zu jeder Zeit sind neue Entdeckungen möglich, denn Dieter Ladewig überprüft seine malerischen Aktionsbilder immer aufs Neue. Seine Realitäten aus Farbe und Empfindungen sind wandelbar. Der Maler bleibt auf ständiger Suche, malt sich in für ihn bis dahin unbekannte Regionen vor, ohne seine ganz eigene Handschrift aufzugeben. Chaos und Harmonie werden seine ständigen Begleiter bleiben. Das macht die Aktualität seiner Arbeiten aus, die immer wieder ganz jugendlich auf seiner Staffelei entstehen.In Dieter Ladewigs aktueller Bildproduktion, die wesentlich aus abstrakten Kompositionen in Öl auf Leinwand und Papier besteht, hat sich der Künstler mittlerweile Welten erschlossen, deren Entstehung sich der Polarität zwischen konstruktiven Elementen und den Selbststabilisierungskräften der Farbe verdankt.
War es zu Beginn der 90er-Jahre noch das Primat der Umrisslinie oder einzelner, den Bildgrund belebender Pinselspuren, so ist es heute ein Zusammenhang von Flächenverhältnissen, in denen sich ein Bild bei ihm konstituiert.
Neuere Werke verbinden geometrische Segmente mit Binnenstrukturen der Farbe, die so weit verdichtet wurden, dass sich die Malhaut geradezu reliefartig auffaltet. Kanten und Farbwolken treffen aufeinander, animiert von Farbtönen, die Wärme und Ruhe halten.Oft findet sich in Dieter Ladewigs Bildern eine Art geometrischer Unterbau oder eine zumindest stabil wirkende Gründung, gegenüber Reise und Rausch erst einmal unempfindlich. Es sind Farbsegmente, die beim näheren Hinsehen aber weit weniger abgeschlossen sind als vermutet. Heimlich laufen sie aus und diffundieren in Nachbarbezirke des Leinwandgeschehens.Dieter Ladewig malt Zuständlichkeiten der Welt … das können Töne sein … Sehweisen, Sichten sein … Bewegungen von Menschen und Menschengruppen … Eigentlich alles … sowohl das Materialisierte als auch das … eben das ganz andere … Er huldigt sozusagen einer Spielart des subjektiven Idealismus … die Welt entsteht in den Sinnen und Empfindungen der Menschen … oder entsteht daraus …
Oder Töne sind das bevorzugte Mittel von Ladewig, sich inspirieren zu lassen … oder seine Sinne zu bilden … Er will dann diese Zuständlichkeit ins Gemalte umsetzen … er ist ein Grenzgänger … er malt das Unsagbare … er geht umher zwischen den Zuständen, die uns die Wirklichkeit anbietet …Er vermag auch Bilder zu hören … wenn man Töne malen kann, dann kann man auch Bilder hören … Der Mensch, der gelernt hat, das Unsagbare immer besser zu sagen, dringt in der Malerei von Dieter Ladewig in eine Dimension vor, wo erneutes Unsagbares gesagt wird oder erwogen wird, es zu benennen …
Ladewig beschreibt in seiner Malerei, dass all unser Wissen jeweils nur eine nächste Stufe der Verzweiflung ist …
Er schreitet durch die Wirklichkeit der Dinge hindurch und erschafft Wirklichkeiten anders und neu oder legt Substanzen von Wirklichkeit frei, die nur in der Malerei zur Betrachtung kommen können …So nimmt er sich oft ein Bild wieder vor, welches schon vollendet erschien … und verändert es, weil er erkennt … erfühlt … es bedarf einer anderen Zuordnung … und überarbeitet das Bild mit dem Repertoire seiner malerischen Handwerklichkeit …, um alles Handwerkliche in einem Traum von Ausdruck verschwinden zu lassen … Dieter Ladewig malt kein Bild nach einer Gefälligkeit … Er malt nicht auf einen vermuteten Zustand eines Rezepienten zu … er malt die Zuständlichkeit unseres Daseins auf einer Leinwand … eine jeweils konkrete Zuständlichkeit … Das beständige Ringen um Vollendung ist kein Selbstzweck, es ist ein Zweck an sich." Textauszüge aus:- „Volksstimme“/ Jörg Heiko Bruns- „Von Bruchstellen und Aufschwüngen“/ Christoph Tannert- Ausstellungseröffnung 2011/ Bernd Goetz