Wirklich revolutionär ist das nicht – Dinge zu zeigen, wie sie sind. Jeder Fotoapparat kann das, und inzwischen auch fast jedes Handy. Die Technik ist so allgegenwärtig, dass wir mit realen Bildern nahezu beliebig umgehen. Aber diese Bilder sind flüchtig. Aufnehmen – verschicken – weg! Wie war das noch?

Es sind diese Handy-Fotos von Freunden, Schnappschüsse von Menschen, die Laila Seidel mit dem Pinsel auf die Leinwand bannt. Flüchtige Augenblicke. Durch den Prozess des Malens entreißt sie diese Momente der Beliebigkeit. Ihre Auswahl der Motive verhindert deren Flüchtigkeit. So bekommt der Betrachter ausgiebig Gelegenheit, sich die Situation der Momentaufnahme vorzustellen. Und in dieser Vorstellung entschwinden die zunächst völlig unzweifelhaften Szenen aus der Eindeutigkeit.

Frank Buchholz